Die Fachgruppe Ornithologie des NABU Jena

... ist offen für ornithologisch Interessierte, die den Codex der FG anerkennen

... stellt an neu Hinzukommende keine Bedingungen zu Kenntnissen oder Mitgliedschaften

... hat eine Chat-Gruppe zu lokalen ornith. Themen (bei Interesse an Leitung wenden)

... betreut Kartierungen, Wasservogelzählungen, Nisthilfeprojekte etc. ehrenamtlich

... ist beratend tätig für ökologisch-avifaunistische Fragestellungen

... fertigt wissenschaftlich fundierte Expertisen und Dokumentationen an (u.a. MhB)

... unternimmt Exkursionen und gestaltet Themen-Vorträge (s. NABU-Programm)

... ist vernetzt mit überregionalen ornithologischen Institutionen:

   u.a. Verein Thüringer Ornithologen (VTO), Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA)

... begrüßt ausdrücklich Projekte, Anfragen, Hinweise

... dokumentiert ausgewählte Aktivitäten im Logbuch der Fachgruppe

... wird geleitet von Holger Kirschner aus Jena: ornithologie@nabu-jena.de

 

Vogel des Monats März 2025 - Bergfink

Mit der nun ausklingenden kalten Jahreszeit stellen wir mit dem Bergfinken (Fringilla montifringilla) nochmals einen typischen Wintergast der heimischen Vogelwelt unserer Breiten vor. Von allen  Finkenarten zeigen Bergfinken das ausgeprägteste Zugverhalten – die gesamte Population überwintert in West-, Mittel- und Südeuropa. Erst im März kehren die Bergfinken in die lichte Birken- und Nadelwälder ihrer im Nordosten Europas und Sibiriens bis Kamtschatka gelegenen Brutgebiete zurück.

Doch bereits in ihrer Winterheimat färben sich die Bergfinken in ihr kontrastreiches Sommerkleid um. Das Männchen ziert dann eine kräftig orange gefärbte Brust und Schulterpartie, Bauch und Schwanz sind weiß gefiedert und der Kopf schwarz. Das Weibchen ist etwas schlichter gefärbt. Der Gesang des Bergfinken ist eher verhalten, wird oft als „quäkend“ bezeichnet und insgesamt leiser als beim Buchfink.

Obwohl der Gesamteindruck des Bergfinken dem des ebenfalls etwa sperlingsgroßen Buchfinken ähnelt, lassen sich beide Arten – die man in der kalten Jahreszeit oft gemeinsam in geselligen und gemischten Schwärmen mit anderen Finkenvögeln antreffen kann – recht gut voneinander unterscheiden. Im Flugbild fällt vor allem der weiße Bürzel des Bergfinken-Männchens deutlich auf.

Bruten von vereinzelt in Mitteleuropa „übersommernden“ Bergfinken sind eine absolute Seltenheit. In ihren Sommerlebensräumen hingegen - lichten Nadel-, Misch- und Birkenwäldern der Taiga von Norwegen bis Kamtschatka – legen sie ein relativ fest gebautes Nest dicht am Stamm in etwa 4 bis 5 Metern Höhe angelegt. Das Gelege aus meist 6 Eiern wird im Juni etwa 12 Tage lang bebrütet. Bereits Mitte Juli finden sich die ersten flüggen Jungen zusammen und „verstreichen“ – wandern also geringfügig über ihren Brutstandort hinaus.

Fast ausschließlich aus Insekten und deren Larven setzt sich die Sommernahrung der Bergfinken zusammen, während in der kalten Jahreszeit die energiereichen, am Boden liegenden Bucheckern bevorzugt werden. Daher entspricht das Winterquartier der Bergfinken auch in etwa dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Buche. Vor allem aus sehr guten „Mastjahren“ der Buche - d.h. bei reichlichem Fruchtanfall - gibt es insbesondere aus südlichen Regionen nicht selten Berichte über bis zu Millionen zählende Bergfinkenschwärme und beeindruckende Beobachtungen an den Schlafplätzen. So bot sich im Januar 2015 bei Haiger im Bundesland Hessen ein seltenes Naturschauspiel, denn (Zitat) „...Dort gibt es am Waldrand einen Schlafplatz des Bergfinken, von dem zwischen 16.30 Uhr und 18.30 Uhr bis zu 4 Millionen Vögel einfliegen!!!...“.

(Quelle: https://www.nabu-fronhausen.de/aktuelle-naturbeobachtungen/archiv-2015/bergfinkenschlafplatz/).

Neben den Bucheckern werden auch andere, z.B. auf dem Boden von Äcker und Gärten vorgefundene Sämereien und Saaten vom Boden aufgenommen. Bergfinken lassen sich aber zudem an den für unsere Wintervögel eingerichteten Futterstellen beobachten. Wie die Auswertungen der NABU-Wintervogelzählung ergaben, bot sich dafür im Januar 2025 eine vergleichsweise gute Gelegenheit: Sowohl in Deutschland insgesamt als auch im Freistaat Thüringen stiegen die gemeldeten Beobachtungen um etwa 35 Prozent – wobei auf Thüringen mit 218 Sichtungen nur ein Bruchteil der 52.436 Meldungen aus Deutschland entfiel.

Die Population des Bergfinken gilt mit einem Bestand von ca. 15 Millionen Brutpaaren - von denen etwa 1 Million als Mittel- und Langstreckenzieher in Deutschland überwintert – als nicht gefährdet und stabil. Die noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Südpfalz berichtete „Böhämmerjagd“ mit Blasrohren und Tonkugeln wurde 1908 verboten: die dichtgedrängt auf den Schlafbäumen sitzenden Tiere waren ein besonders leichte Beute, da sie die durch Abschuss entstanden Lücken rasch wieder schlossen, um die Wärmeverluste so gering wie möglich zu halten. Dennoch ist auch dieser schöne Wintergast bis heute durch menschliche Unvernunft bedroht – wie beispielhaft ein Bericht des Spiegel vom 04.01.2025 vermeldet. Demzufolge zufolge wurden in der bulgarischen Stadt Koprivshtitsa nach der Silvesternacht tausende tote Bergfinken aufgefunden – als Ursache wird ein

Feuerwerk in Schlafplatznähe vermutet. Weiter wird ausgeführt (Zitat): „Unabhängig vom Status der Vögel ist es eine Tatsache, dass der massenhafte Einsatz von Pyrotechnik während der Silvesterfeierlichkeiten Stress verursacht und das Leben von Tieren – sowohl von Haus- als auch von Wildtieren – und nicht zuletzt das der Menschen gefährdet.“ (Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tausend-tote-bergfinken-tierschuetzer-vermuten-feuerwerk-als-ursache-a-f0aaf291-4c91-4f97-9b17-826a680f3864).

 

Dabei gelten für sämtliche wildlebende heimische Vogelarten ungeachtet ihre Bestandsgefährdung strenge gesetzlichen Schutzvorschriften (z.B. nach Thüringer und Bundes-Naturschutzgesetz sowie nach Anhang 1 der Europäischen Vogelschutzrichtlinie 2009/147/EG). Verstöße gegen diese klaren Regelungen sind aber hierzulande ebenfalls keine Seltenheit - wie es leider auch die Mitarbeiter der ausschließlich ehrenamtlich tätigen Wildvogelhilfe unseres NABU-Kreisverbandes Jena e.V. für ihr Einzugsgebiet fast täglich feststellen müssen.

 

Text: Kathlen Runge

Foto: HKi 


 

Ornithologie!

... ein wichtiges und wunderbares Betätigungsfeld

Wichtig, weil:

... sie als Bestandteil der Zoologie ökologische Zusammenhänge erkundet, denen auch der Mensch letztendlich vollständig ausgeliefert ist,

... ihr ein seismographischer Charakter zukommt bezogen auf die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Natur,

... ein jeder auch noch so geringe Beitrag wichtig ist für die Vogelwelt, für die Natur.  

 

Wunderbar, weil:

... sie zu jeder Tages- und Nachtzeit und an allen Orten der Erde betrieben werden kann,

... es Freude bereitet, in der Natur – als Teil von ihr – unterwegs zu sein, sie zu entdecken und sich von ihren Schönheiten faszinieren zu lassen,

... Vögel in ihrer Artenvielfalt mit ihren Federkleidern, ihrem Gesang, ihren Rufen und ihrem Verhalten sich meist sehr gut beobachten und studieren lassen – ganz gleich ob am Futterhaus vorm Fenster, bei Spaziergängen, auf dem Weg zur Arbeit, bei Ausflügen oder Exkursionen,

... sie unabhängig von Anspruch, Wissens- und Erfahrungsstand von jeder und jedem aus jeglicher Altersgruppe ausgeübt werden kann.

 

Mitmachen lohnt sich!

 

 

Nächste Termine

Alle Veranstaltungen sind offen. Es bedarf keiner Anmeldung. Der Eintritt ist frei .

 

Vogelstimmen-Lernen lernen 1 – Tipps zur Methodik eines erfolgreichen Studiums

06.03.2025, 20.00 Uhr, Zeiss Campus Raum 306

Holger Kirschner / Jena 

 

16.03.2025

Wasservogelzählung – Vogelwanderung entlang der Saale

IDEAL für Einsteigende – siehe unter Link  „Wasservogelzählung“

Zur Koordination bitte Fachgruppenleitung kontaktieren 

 

Vogelstimmen-Lernen lernen 2 – Anwendung der Methodik eines erfolgreichen Studiums

20.03.2025, 20.00 Uhr, Zeiss Campus Raum 306

Holger Kirschner / Jena  

 

Wie geht es Jenas Wildvögeln? Einblicke in die Auffangstation der NABU Wildvogelhilfe Jena
03.04.2025, 20.00 Uhr, Zeiss Campus Raum 306, auch online Teilnahme möglich
Anna-Josefine Sonntag / Jena

Hier gibt es weitere Inhalte:

 

Hilfe für Vögel: Was wie zu tun ist, an wen man sich wenden kann etc.

 

Tipps für Einsteigende: Hinweise zu Materialien und Methodik

 

Logbuch der Fachgruppe: hier sind die wichtigsten Aktionen der FG vermerkt.

 

Wasservogelzählung: 3 mal im Jahr, ideal für den Einstieg in die Ornithologie – gemeinsames Wandern, Entdecken, Kennenlernen. Keine Vorkenntnisse erforderlich, wetterfeste Kleidung und Fernglas empfohlen, Ausstieg/Unterbrechung jederzeit möglich.

 

Beobachtungsberichte: Beobachtungen aus Jena/SHK – ACHTUNG: Vorgaben zur Datenaufbereitung beachten!

 

 

Weiterführende Informationen finden sich auch hier:

ornitho.de    … ornitho.de – vielseitig nutzbares Portal des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) – hier kann jede und jeder mitmachen!

 

Dieses frei zugängliche Datenbanksystem bietet eine ganze Reihe von Möglichkeiten von kaum schätzbarem Wert:

     - Stets abrufbare Auflistung eigener (geprüfter) Daten: Datum, Ort, Art, Anzahl, Geschlecht etc. einschließlich weiterer Bild- oder Ton-Dateien

     - Individuell einrichtbare Abfragen z.B. von Meldungen aus bestimmten Regionen, zu bestimmten Arten, Seltenheiten

     - Kontaktaufnahme zu Ornithologinnen und Ornithologen deutschlandweit (wenn hinterlegt)

     - Informationen zu saisonalen Besonderheiten