
Der bereits im Jahr 1531 erstmals urkundlich erwähnte, etwa 1,5 km nordwestlich von Langenorla, Weiler Schimmersburg diente früher als Vorwerk des Schlosses Langenorla.
Eingebettet in eine vielfältige und strukturreiche Umgebung aus natürlichem Grünland, sonstigen Landwirtschaftsflächen, dem kleinen Fließgewässer Würzbach, weiteren Gräben und Wald, fungiert hier
ein weitgehend naturnaher, etwa 0,5 ha große Teich als Fortpflanzungsbiotop für verschiedene Amphibienarten.
Doch ungeachtet solcher - eigentlich optimaler – Lebensbedingungen für Knoblauchkröte, Bergmolch, Erdkröte, Grasfrosch, Teichfrosch und Teichmolch stellt die unmittelbare Lage des Teiches an der
nur wenige Meter nördlich verlaufenden L1108 seit jeher eine tödliche Gefahr für diese gesetzlich geschützten Arten dar.
Denn sobald sich im beginnenden Frühjahr eine den Amphibien passende Witterung mit regnerischen Nächten und Temperaturen über 5 °C einstellt, wandern die Alt-Tiere aus ihrem Winterquartier, dem
nördlich der L1108 gelegenen Wald, über die Straße hinweg in ihre Laichgründe.
Zwischen Juni und Juli verlassen Alt- und Jungtiere nach und nach auf gleichem Wege das Laichgewässer und dessen unmittelbare Umgebung.
Der die Winter- und Sommerlebensräume trennende Verkehrsweg an der Schimmersburg muss also alljährlich zweimal überquert werden. Verluste an solch dicht befahrenen Straßen lassen sich nur durch
effektive Schutzeinrichtungen vermeiden oder zumindest minimieren.
Daher wurde bereits vor Jahren – als erster Teil einer entsprechenden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für die Straßenerneuerung – der Abschnitt der L1108 in Höhe Schimmersburg mit unterirdischen
Amphibiendurchlässen ausgestattet. Solche „Krötentunnel“ können jedoch nur in Verbindung mit möglichst lückenlos schließenden, festen Leiteinrichtungen sicherstellen, dass die Straße tatsächlich
nur „unterwandert“ und nicht in ganzer Breite überlaufen wird.
Statt dieser Optimalvariante wurde lediglich – eigentlich als Interimslösung gedacht – ein nur einseitig verlaufender mobiler Krötenzaun aufgestellt, die bis vor zwei Jahren einigermaßen
funktionierte.
Jedoch führte nicht nur der normale Materialverschleiß dazu, dass die ohnehin begrenzte Schutzwirkung völlig verloren ging: auch die für eine solche „Notlösung“ erforderliche Betreuung
(regelmäßige Zustandskontrolle, ggf. notwendige Reparaturen und jährlicher Auf- sowie Abbau) konnte in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr abgesichert werden.
Zwei naturschutzinteressierten jungen Leuten aus Jena fielen im zeitigen Frühjahr 2024 - ganz zufällig bei einem Familienausflug in die Umgebung der Schimmersburg – die zahlreichen überfahrene
Amphibien auf der L1108 in Höhe Schimmersburg auf.
Die privaten Artenschützer wandten sich umgehend an die Untere Naturschutzbehörde des Saale-Orla-Kreises mit einer dringlichen Bitte, die L1108 an dieser Stelle mit einer dauerhaften,
beidseitigen und langfristig funktionsfähigen Amphibien-Leiteinrichtung versehen zu lassen.
Ihr Vorschlag, rechtzeitig vor Beginn der Amphibienwanderung 2025 in Privatinitiative nochmals einen zwar ebenfalls mobilen, nun aber beidseitig und ununterbrochen zwischen den Tunneln
verlaufenden „Amphibienzauns“ aufzustellen, fand Zustimmung.
Auch die Gemeinde Freienorla sagte ihre Unterstützung durch die kostenlose Bereitstellung eines Amphibienzaunes sowie der notwendigen Transportleistungen zu. Fachliche Hinweise für diese Arbeiten
bot die in Renthendorf ansässige NATURA 2000 Station „Auen, Moore, Feuchtgebiete/NfGA“ an.
So konnten am 08.02.2025 und damit noch rechtzeitig vor Beginn der alljährlichen Frühjahrswanderung neun freiwillige Helfer – darunter auch aktive und Förder-Mitglieder des NABU-Kreisverbandes
Jena e.V. sowie Mitarbeiter der NATURA-2000-Station - mit Unterstützung der Gemeinde Langenorla in einem achtstündigen, körperlich fordernden Einsatz einen beidseitigen mobilen Schutzzaun entlang
der Richtungsfahrbahnen aufstellen.
Die Zaunkontrollen sowie bedarfsweise notwendige Reparaturen und Nachbesserungen werden 2025 ebenfalls durch die Ehrenamtlichen abgesichert – wie schon bei der Aufstellaktion ist dies eine
unentgeltliche Freizeitaktivität.
Dass solche, niemals lückenlos schließenden „mobilen Krötenzäune“ immer nur zweite Wahl sind, zeigt sich aktuell auch an der L1108: Zwar ist die Zahl der amphibischen Verkehrsopfer im Vergleich
zu 2024 deutlich zurückgegangen., aber auch dies Jahr kommen noch zahlreiche Tiere unter die Räder.
Das Ziel bleibt somit nach wie vor die Errichtung einer dauerhaften Amphibien-Lenk- und Leiteinrichtung an dieser Stelle. In der Pflicht sind jetzt vor allem die UNB und der zuständige
Straßenbaulastträger, um „von Amts wegen“ gemeinsam eine langfristige, finanziell und vertraglich abgesicherte Klärung des Problems herbeizuführen.
