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Schwerer Verlust im Rautal: Orchideen-Diebstahl bedroht Artenvielfalt

© naturgucker.de / Margret Röker
© naturgucker.de / Margret Röker

Ein schwerer Schlag für den Naturschutz: Im Rautal bei Jena wurden mindestens 70 Exemplare des Blassen Knabenkrauts (Orchis pallens) illegal ausgegraben. Damit ist diese seltene Orchideenart in dem betroffenen Gebiet vollständig verschwunden – ein Verlust, der kaum wiedergutzumachen ist.

 

 

Die Pflanzen standen in einem streng geschützten Naturschutzgebiet. Nach ersten Erkenntnissen wurden die Standorte vermutlich mithilfe einer öffentlich zugänglichen Datenbank ermittelt. Der Arbeitskreis Heimischer Orchideen (AHO) hat den Vorfall an den Naturschutzbeirat gemeldet. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) prüfte eine strafrechtliche Einordnung, stellte aber fest: Juristisch handelt es sich „nur“ um eine Ordnungswidrigkeit  mit möglichen Geldbußen bis zu 50.000 Euro.

 

Wir vom NABU Jena sind bestürzt über diese Tat, die nicht nur gesetzeswidrig, sondern vor allem ein schwerer Verlust für die Artenvielfalt ist. Orchideen sind streng geschützt. Das Ausgraben, Mitnehmen oder Beschädigen ist verboten, besonders in Naturschutzgebieten!

 

Warum ist das Blasse Knabenkraut so besonders?

Das Blasse Knabenkraut (Orchis pallens) ist eine der seltensten Orchideenarten in unserer Region. Es gehört zu den Frühblühern, die schon im April bis Mai mit ihren zarten, hellgelben Blüten erscheinen, wenn die meisten Pflanzen erst austreiben. Diese Art besiedelt kalkreiche, lichte Wälder und Magerrasen – Lebensräume, die ohnehin stark unter Druck stehen.

Besonders tragisch ist der Verlust, weil:

  • Die Art ist stark gefährdet und kommt nur in wenigen isolierten Vorkommen vor. Jede Population ist für den Fortbestand entscheidend.
  • Orchideen sind extrem standorttreu: Sie brauchen spezielle Bodenverhältnisse und leben in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen. Ausgegrabene Pflanzen überleben in privaten Gärten fast nie. Der Diebstahl bedeutet also nicht nur den Verlust am Standort, sondern das sichere Sterben der Pflanzen.
  • Der Eingriff zerstört auch die genetische Vielfalt, die für Anpassungsfähigkeit und langfristiges Überleben der Art notwendig ist.

 

Mit dem Ausgraben im Rautal ist ein ganzes Vorkommen ausgelöscht – ein Schlag, von dem sich die Art dort auf absehbare Zeit nicht erholen kann.

Keine zusätzlichen Sperrungen – Aufklärung statt Absperrung

Die UNB sieht derzeit von einer Absperrung des Gebietes ab. Auch gegen sogenannte „wilde Exkursionsgruppen“, die sich regelmäßig abseits der Wege bewegen, um seltene Pflanzen zu fotografieren, sollen keine zusätzlichen Lenkungsmaßnahmen wie Zäune oder Sperren erfolgen. Stattdessen soll intensive Öffentlichkeitsarbeit über die Schutzbedürftigkeit von Orchideen aufklären.

 

Wir schließen uns diesem Appell an:

  • Bitte bleiben Sie auf den Wegen und betreten Sie keine sensiblen Wiesen.
  • Fotografieren Sie Orchideen, aber lassen Sie sie stehen! Jede Pflanze ist wichtig für das Überleben der Art.
  • Melden Sie Beobachtungen von Verstößen der Unteren Naturschutzbehörde (umweltschutz@jena.de).

Unsere Verantwortung – Ihre Hilfe

Die Tat im Rautal zeigt leider, wie fragil unsere Natur ist und wie schnell unersetzliche Lebensräume zerstört werden können. Doch wir geben nicht auf! Unsere Arbeitsgruppe Orchideen setzt sich seit Jahren für den Schutz und die Pflege dieser sensiblen Pflanzen ein. Wir kontrollieren Bestände, pflegen ihre Lebensräume und klären die Öffentlichkeit auf.

 

Doch das schaffen wir nicht allein. Ihre Unterstützung macht den Unterschied! Helfen Sie uns, die Orchideenstandorte in unserer Region zu bewahren. Jeder Beitrag – ob Zeit, Wissen oder eine Spende – trägt dazu bei, dass die Natur ihre Schönheit behält.


Jetzt spenden und den Orchideenschutz in Jena stärken:

Stellen Sie sich vor, ein Frühlingsmorgen im Rautal – und keine einzige Orchidee blüht mehr. Leere Wiesen, wo einst gelbe und violette Farbtupfer den Frühling begrüßten. Das dürfen wir nicht zulassen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass diese einzigartige Schönheit nicht verschwindet.

Danke, dass Sie Verantwortung übernehmen. Für die Orchideen. Für unsere Natur.


Text: Anne Maiwald

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