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Bienen in Deutschland und Thüringen: Warum sie wichtig sind und wie wir ihnen helfen können

Bienen sind die Heldinnen unserer Ökosysteme. Ihre Arbeit als Bestäuber ist unverzichtbar für die Ernährungssicherheit und die Artenvielfalt. Doch ihre Populationen sind bedroht. Im Artikel erfahren Sie, wie Bienen leben, warum sie bedroht sind und was Sie tun können, um ihnen zu helfen.

Bienen in Thüringen: Zahlen und Fakten

In Thüringen sind aktuell 416 Wildbienenarten bekannt. Doch die Situation ist alarmierend: 43 dieser Arten gelten bereits als ausgestorben oder verschollen. 72 Arten gelten als „vom Aussterben bedroht“, weitere 61 als "stark gefährdet", 56 als "gefährdet". In Summe sind dementsprechend mehr als die Hälfte aller vorkommenden Wildbienenarten in Thüringen bestandsgefährdet oder verschollen (232 bzw. 56 %).

 

Nur etwa ein Drittel der Wildbienenarten in Thüringen hat stabile Populationen. Das Mittlere Saaletal, der Kyffhäuser, die Hainleite und die Thüringer Steppenrasen sind entscheidend für die Vielfalt der Wildbienen in Thüringen. Diese Gebiete bieten noch abwechslungsreiche, strukturreiche Lebensräume, in denen auch anspruchsvollere Wildbienenarten vorkommen. Obwohl viele dieser Flächen unter Schutz stehen, sind sie oft klein und voneinander isoliert.

Warum sind Bienen so wichtig?

Bienen sind die wichtigsten Bestäuber vieler Pflanzen. Sie sorgen dafür, dass Obstbäume, Gemüsepflanzen und Wildblumen Früchte tragen. Ohne Bienen würde ein großer Teil der Pflanzenwelt verschwinden – und mit ihr die Grundlage für viele Tiere und Menschen.

 

Einige Fakten:

  • Rund 80 % der Wild- und Nutzpflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen.
  • Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung durch Insekten in Deutschland wird auf 2 bis 4 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
  • Wildbienen sind oft effizientere Bestäuber als Honigbienen, da sie gezielter arbeiten und auch bei schlechtem Wetter aktiv sind.

Die häufigsten Wildbienenarten in Thüringen

Zu den häufigsten Wildbienenarten in Thüringen zählen zum Beispiel die folgenden vier.

Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

© Armin Teichmann | naturgucker.de
© Armin Teichmann | naturgucker.de
  • Erkennungsmerkmal: Rötlicher Hinterleib und kleine "Hörner" am Kopf.
  • Lebensweise: Sie nistet bevorzugt in Röhren und ist ein Stammgast in Insektenhotels.
  • Fun Fact: Gehörnte Mauerbienen sind
  • extrem effiziente Bestäuber von Obstbäumen. Sie können in einem Tag bis zu 2.000 Blüten bestäuben.

Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)

© Ursula Goenner | naturgucker.de
© Ursula Goenner | naturgucker.de
  • Erkennungsmerkmal: Ähnelt der Gehörnten Mauerbiene, ist jedoch etwas kleiner.
  • Lebensweise: Ihre Larven ernähren sich von Pollen, den die Mutter in Röhren oder Bohrlöchern ablegt.
  • Fun Fact: Rote Mauerbienen sind sogenannte "Frühstarter" und fliegen oft schon bei Temperaturen von 10 °C.

Sandbiene (Andrena flavipes)

© Edith Löb | naturgucker.de
© Edith Löb | naturgucker.de
  • Erkennungsmerkmal: Gelbbraune Behaarung und dunkler Hinterleib.
  • Lebensweise: Sie nistet in selbst gegrabenen Erdlöchern.
  • Fun Fact: Sandbienen sind besonders friedfertig – sie besitzen zwar einen Stachel, setzen diesen aber so gut wie nie ein.

Hosenbiene (Dasypoda hirtipes)

© Frank Aeckersberg | naturgucker.de
© Frank Aeckersberg | naturgucker.de
  • Erkennungsmerkmal: Auffällige "Pollenhosen" an den Hinterbeinen.
  • Lebensweise: Sie sammelt Pollen von Blumen wie Glockenblumen und Margeriten.
  • Fun Fact: Die Hosenbiene kann Pollen von bis zu 25 verschiedenen Blütenarten an einem einzigen Tag sammeln.

Wie wir Bienen helfen können

Gezielte Pflanzungen für bedrohte Wildbienen

Viele Wildbienenarten sind auf bestimmte Pflanzenarten angewiesen, um überleben zu können. Ein Beispiel dafür ist die Sägehornbiene, die als "besonders geschützt" auf der Roten Liste geführt wird. Diese Art benötigt den Blutweiderich als Nahrungsquelle. Um dieser Abhängigkeit gerecht zu werden, wurde im Jahr 2023 eine bedeutende Schutzmaßnahme umgesetzt: Gemeinsam mit dem Kommunalservice Jena (KSJ) führte der NABU Jena in Wenigenjena eine Wiederanpflanzung des Blutweiderichs durch. Diese Aktion sicherte den Bestand der Pflanze und trug zum Schutz der Sägehornbiene in der Region bei.

 

Auch im privaten Raum können gezielte Pflanzungen zum Schutz bedrohter Wildbienenarten beitragen:

  • Die Verwendung heimischer Pflanzen wie Blutweiderich, Kornblumen oder Glockenblumen schafft wichtige Nahrungsquellen.
  • Der Verzicht auf exotische Zierpflanzen, die für heimische Insekten keinen Nutzen bieten, fördert die Artenvielfalt.
  • Kleine Lebensräume wie bepflanzte Balkonkisten können ebenfalls wertvolle Beiträge leisten.

 

Mit solchen Maßnahmen lässt sich die Lebensgrundlage spezialisierter Wildbienenarten auch in urbanen Räumen sichern.

Ein Sandarium bauen: Nisthilfe für bodennistende Wildbienen

Etwa 75 % der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten nisten im Boden. Klassische Insektenhotels bieten ihnen daher keine geeigneten Nistmöglichkeiten. Ein Sandarium – eine offene, sandige Fläche – schafft Abhilfe und bietet Arten wie der Sandbiene oder der Hosenbiene ein Zuhause.

So legen Sie ein Sandarium an:

  1. Standortwahl: Wählen Sie einen vollsonnigen Platz im Garten.
  2. Fläche vorbereiten: Entfernen Sie auf einer Fläche von etwa 40 x 40 cm die Grasnarbe und heben Sie eine Vertiefung von mindestens 50 cm aus.
  3. Drainageschicht: Fügen Sie bei Bedarf eine Schicht Kies hinzu, um Staunässe zu vermeiden.
  4. Sand auffüllen: Verwenden Sie grobkörnigen, ungewaschenen Sand.
  5. Formgebung: Erstellen Sie eine kleine Schräge oder einen Hügel für den Wasserabfluss.
  6. Pflege: Halten Sie die Fläche unbewachsen und entfernen Sie vorsichtig unerwünschte Pflanzen.

Ein Sandarium ist nicht nur eine wertvolle Hilfe für Wildbienen, sondern auch ein Blickfang im Garten.

Weitere Maßnahmen zum Bienenschutz

  •  Wasserstellen bereitstellen: Eine flache Schale mit Wasser und Steinen als Landehilfe hilft durstigen Bienen.
  • Verzicht auf Pestizide: Chemische Pflanzenschutzmittel schaden Bienen erheblich.

Unser Appell: Gemeinsam für die Bienen

Die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Jede kleine Maßnahme zählt und kann Bienen helfen, ihre wichtigen Aufgaben zu erfüllen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Thüringen ein Zuhause für unsere Wildbienen bleibt – heute und in Zukunft.

 

 

Was gut für die Bienen ist, ist auch gut für uns alle.


 

Quellen:

Text: Anne Maiwald, Jörg Nüske

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