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Mähfreier Mai – Auch in Jena?

Das Internet hat schon viele Trends für den guten Zweck berühmt gemacht; vom Veganujary bis zum Movember gibt es wohl für jeden Monat ein Thema.
Seit einigen Jahren gibt es mit dem „Mähfreien Mai“ auch einen ökologischen Ansatz.

Warum ist der Mai so wichtig für die Natur?

Hintergrund dazu ist, dass im Mai die Frühjahrsniederschläge auf zunehmende Temperaturen treffen und beste Wuchsbedingungen entstehen und das kommt auch den Insekten und Tieren zu Gute, die dadurch sowohl Nahrung als auch Lebensraum finden.
Auch Studien haben bereits bestätigt, dass ungemähte Wiesen im Mai ein Vielfaches mehr an Wildbienen beherbergen und insgesamt eine größere Artenvielfalt als gemähte Flächen.
Zudem ist die Bodenoberfläche dichter verdeckt, wodurch er nur langsam austrocknet und kühl bleibt. Und ebenso auch die Umgebung. Mäht man ihn in trockenen Zeiten, verbrennt er und der Boden trocknet aus.
Man sollte meinen, es handele sich um die perfekt Ausgangssituation, um der Klimakrise und dem Artensterben entgegenzuwirken.

Wiesen: Zwischen Ordnung und Ökologie

Aber diese Maßnahme hat sich noch nicht ausreichend verbreitet. Hochstehende Wiesen gelten immer noch als „unordentlich“ und „ungepflegt“. Ferner hält sich das große Bedürfnis nach dem perfekt gemähten englischen Rasen.
Was soll man da machen?!

vor der Mahd
vor der Mahd
nach der Mahd
nach der Mahd

Ein deutliches Zeichen wäre, wenn Städte als Vorbild vorangingen und das entsprechend kommunizieren.
Wie schön wäre es doch, wenn Jena dieses Vorbild wäre?

Da reicht es nicht, wenn eine abgelegene Fläche ungemäht bleibt und der Kommunalservice ein kleines Schild einschlägt „den Insekten zuliebe wird hier nur ein Mal im Jahr gemäht“.
Aber diese Liebe scheint ambivalent zu sein, wenn gleichzeitig Gehölze ohne biodiversen Mehrwert, wie Magnolien oder Zierkirschen mit gefüllten Blüten gepflanzt und die großen innerstädtischen Grünflächen gemäht werden, als wäre es ein Insekten-Horror-Splatter-Film. Wildbienen Chainsaw Massacre.

Denn so sieht es im Detail aus, wenn mit einem Mal die KSJ über die Landfeste jagt: kein Ausweichen für die Insekten, die gerade noch an einer Blüte saßen. Hinein ins Mähwerk und zusammen mit den vielen Kräutern und Gräsern in kleine Stücke geschreddert.
Dabei gibt es sogar eine gemeinsame Arbeitsgrundlage des Dezernats Stadtentwicklung & Umwelt mit KSJ und Naturschutzbeirat, der reich gefüllt ist mit nachhaltigen Pflegemaßnahmen: „Leitfaden zur insektenfreundlichen Bewirtschaftung des Stadtgrüns“.
Aber weit gefehlt, denn je näher man dem Stadtzentrum kommt, desto zerpflegter und unökologischer werden die Grünanlagen. Und genauso unökonomischer. Denn die Pflege ist teuer, vor allem für Rasenflächen und benötigt umfangreichen Personaleinsatz.

Hier wird ein Lebensraum zerstört
Hier wird ein Lebensraum zerstört
und das sind die Blühwiesen in Jena
und das sind die Blühwiesen in Jena

Natürlich gibt es auch Anforderungen, die eine Mahd erfordern. Liege- und Aufenthaltsflächen und auch ein Hubschrauber-Landesplatz, wie auf der Landfeste, benötigen kurzen Rasen.
Alternativ könnte man partiell mähen; konkrete Bereiche festlegen und damit sogar neue Räume gestalten.
Oder eben auch andersherum: Flächen, die sowieso nicht genutzt werden können, weil sie vielleicht besonders steil sind wie am Wenigenjenaer Ufer, einfach nicht pflegen. Die als Hundewiese bekannte Fläche an der Wiesenstraße ist sogar geschützter Landschaftsbestandteil und könnte partiell noch weniger gemäht werden.

Gemeinsam für eine grünere Stadt

Wir erhalten regelmäßig Nachrichten von der Bevölkerung, die die Maßnahmen kritisiert und suchen immer wieder das Gespräch mit den zuständigen Personen und Behörden. Es soll nicht nur mit dem Finger aufeinander gezeigt, sondern ein gemeinsamer Weg entwickelt werden, der einen Vorteil für alle hat.


Am Ende steht das Ziel, zusammenhängende Grünflächen zu schaffen, die die Stadt kühler halten und ein Lebensraum für alle Lebewesen sein kann, von den kleinsten bis zu den größten.

Kompromisse sind möglich, wie die beiden folgenden Bilder zeigen: