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Vogel des Monats Mai 2025 - Bluthänfling

Ein schillernder Sänger in Gefahr

Der Bluthänfling, ein farbenfroher und melodischer Singvogel, ist ein spezialisierter Samenfresser, der in Europas Kulturlandschaften lebt. Aufgrund von Lebensraumverlust, intensiver Landwirtschaft und schwindendem Nahrungsangebot ist er zunehmend gefährdet und steht seit 2020 auf der Roten Liste. Doch durch gezielte Maßnahmen wie den Erhalt von Wildkräutern und Hecken kann die Art unterstützt und geschützt werden.

Beschreibung und Erscheinung

Der Bluthänfling (Linaria cannabina, Syn.: Carduelis cannabina), auch Hänfling, Hanf- oder Flachsfink genannt, ist mit ca. 14 cm Körperlänge etwas kleiner als ein Grünfink. Sein Gefieder ist recht vielfarbig und wird beim Männchen von einem roten Scheitelfleck, einer satten Graufärbung auf Rücken und klar gegabeltem Schwanz sowie von der rosa gefärbten Brust bestimmt. Diese auffallende Erscheinung setzt sich in den kastanienbraunen, bis zu 23 cm Spannweite erreichenden Flügeln.

Interessanterweise entsteht die beim Männchen deutlich ausgeprägte Rottönung des Brust- und Kopfgefieders nach der Mauser immer erst nach und nach, indem sich die grauen Deckfederspitzen abstoßen und die unterliegende rote Färbung zum Vorschein kommt.

Ein Sänger mit besonderem Talent

Der Gesang des Bluthänflings hebt sich im Vergleich zu den anderen Finkenvögeln durch seine sehr melodischen und abwechslungsreichen Tonfolgen hervor. Da mag es nicht verwundern, dass auch der Bluthänfling bis vor 100 Jahren in Volieren gehalten wurde. Durch Züchtung oder oder gemeinsame Haltung mit anderen Singvögeln wie z. B. der Nachtigall oder Kanarienvögeln versuchte man sogar, die angeborene Gesangfreudigkeit weiter zu vervollkommnen.

Vom Steppenbewohner zum Kulturlandschaftsfreund

Während ursprünglich eher Steppen bewohnt wurden, siedelt der Bluthänfling inzwischen in der Kulturlandschaft mit eingestreuten Büschen und Hecken, Brachäckern, Obstgärten, Auwälder. Wald oder völlig waldlose Landschaften werden hingegen gemieden. Wichtig ist aber das Vorhandensein einer samentragenden Krautschicht und von Hecken oder junge Nadelbäumen.

Bluthänflinge sind Standvögel, also bei uns ganzjährig zu beobachten. Nur einzelne Exemplare ziehen Winter etwas weiter südlich, so wie sich andererseits auch Wintergäste aus nordischen Regionen in unseren Breiten einfinden können.

Im Herbst und Winter schwärmen Bluthänflingen oft gemeinsam mit anderen Finkenvögeln über die abgeernteten Felder, wobei sie beim Niederlassen und Auffliegen innerhalb dieser großen Gesellschaften als Art meist zusammenbleiben.

Ein Gourmet unter den Finkenvögeln

Hinsichtlich seiner Ernährung ist der Bluthänfling recht spezialisiert bzw. „wählerisch“: deutlich bevorzugt werden Samen von Ackerwildkräutern, z. B. Löwenzahn, Ampfer, Knöterich, Disteln, Gänsefuß, Beifuß und Hanf. Die Samen werden vom Boden aufgepickt oder direkt aus den Fruchtständen der Pflanzen gezogen.

 

Der deutsche Name Hänfling, Flach- oder Leinfink wie auch die wissenschaftliche Bezeichnung „linaria“ (Flachs) bzw. „cannabina“ (Hanf) deutet auf dieses doch recht enge Nahrungsspektrum hin – welches sich inzwischen als recht problematisch erweist. Denn verursacht durch die intensive Landbewirtschaftung verknappt sich das exklusive Nahrungsangebot für den Bluthänfling immer mehr: Ackerränder und Feldraine mit heimischen Wildkräutern verschwinden, der Einsatz von Herbiziden lässt Wildkräuter in den Beständen der Feldfrüchte gar nicht erst aufkommen. 

Alarmstufe Rot: Warum der Bluthänfling schwindet

Wegen seiner speziellen Ernährungsweise verschmäht der Bluthänfling auch die üblichen Futterplätze für Wintervögel in den Garten und Siedlungen und ist nur selten zu sichten. So konnten bei der NABU-Wintervogelzählung 2025 in Thüringen (in 2.579 Gärten) nur drei Sichtungen – d. h. lediglich Platz 75 der Beobachtungsrangfolge - registriert werden.

 

Der Rückgang an dichten Gehölzstrukturen und somit Nistgelegenheiten in der Landschaft ein Übriges zur bedenklichen Bestandssituation in ganz Deutschland bei. Zwischen den Jahren 1999 und 2005 gingen die Brutpaaren in Deutschland von 380.000 - 830.000 auf 440.000 - 580.000 zurück. Seit 2020 ist der Bluthänfling auf der Roten Liste Deutschland der Kategorie 2, d. h. „gefährdet“ zugeordnet. In Bayern gilt diese Art sogar als „stark gefährdet“ (Quelle).

Wie wir dem Hänfling helfen können

Doch gibt es für Naturfreunde durchaus Möglichkeiten, dem Bluthänfling etwas Gutes zu tun. Der den Erhalt oder die Neuanlage dichter Hecken im Garten bietet Nistplätze, das Belassen abgeblühter Wildkräuter und Stauden wie Ampfer, Knöterich, Gänsefuß, Beifuß, Löwenzahn, Mädesüß und von Disteln bis zum Frühjahr verbessert die Futtergrundlage Mit etwas Glück gewöhnt sich dann ein Brutpaar an diesen Standort und belohnt uns vor der Haustür mit Anblick und Gesang eines unserer schönsten Finkenvögel!

Text: Holger Kirschner

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Kommentare: 1
  • #1

    MS (Sonntag, 04 Mai 2025 11:44)

    Wow, super interessanter Beitrag