
Mit der nun ausklingenden kalten Jahreszeit stellen wir mit dem Bergfinken (Fringilla montifringilla) nochmals einen typischen Wintergast der heimischen Vogelwelt unserer Breiten vor. Von
allen Finkenarten zeigen Bergfinken das ausgeprägteste Zugverhalten – die gesamte Population überwintert in West-, Mittel- und Südeuropa. Erst im März kehren die Bergfinken in die lichte Birken-
und Nadelwälder ihrer im Nordosten Europas und Sibiriens bis Kamtschatka gelegenen Brutgebiete zurück.
Doch bereits in ihrer Winterheimat färben sich die Bergfinken in ihr kontrastreiches Sommerkleid um. Das Männchen ziert dann eine kräftig orange gefärbte Brust und Schulterpartie, Bauch und
Schwanz sind weiß gefiedert und der Kopf schwarz. Das Weibchen ist etwas schlichter gefärbt. Der Gesang des Bergfinken ist eher verhalten, wird oft als „quäkend“ bezeichnet und insgesamt leiser
als beim Buchfink.
Obwohl der Gesamteindruck des Bergfinken dem des ebenfalls etwa sperlingsgroßen Buchfinken ähnelt, lassen sich beide Arten – die man in der kalten Jahreszeit oft gemeinsam in geselligen und
gemischten Schwärmen mit anderen Finkenvögeln antreffen kann – recht gut voneinander unterscheiden. Im Flugbild fällt vor allem der weiße Bürzel des Bergfinken-Männchens deutlich auf.
Bruten von vereinzelt in Mitteleuropa „übersommernden“ Bergfinken sind eine absolute Seltenheit. In ihren Sommerlebensräumen hingegen - lichten Nadel-, Misch- und Birkenwäldern der Taiga von
Norwegen bis Kamtschatka – legen sie ein relativ fest gebautes Nest dicht am Stamm in etwa 4 bis 5 Metern Höhe angelegt. Das Gelege aus meist 6 Eiern wird im Juni etwa 12 Tage lang bebrütet.
Bereits Mitte Juli finden sich die ersten flüggen Jungen zusammen und „verstreichen“ – wandern also geringfügig über ihren Brutstandort hinaus.
Fast ausschließlich aus Insekten und deren Larven setzt sich die Sommernahrung der Bergfinken zusammen, während in der kalten Jahreszeit die energiereichen, am Boden liegenden Bucheckern
bevorzugt werden. Daher entspricht das Winterquartier der Bergfinken auch in etwa dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Buche. Vor allem aus sehr guten „Mastjahren“ der Buche - d.h. bei
reichlichem Fruchtanfall - gibt es insbesondere aus südlichen Regionen nicht selten Berichte über bis zu Millionen zählende Bergfinkenschwärme und beeindruckende Beobachtungen an den
Schlafplätzen. So bot sich im Januar 2015 bei Haiger im Bundesland Hessen ein seltenes Naturschauspiel, denn (Zitat) „...Dort gibt es am Waldrand einen Schlafplatz des Bergfinken, von dem
zwischen 16.30 Uhr und 18.30 Uhr bis zu 4 Millionen Vögel einfliegen!!!...“.
(Quelle: https://www.nabu-fronhausen.de/aktuelle-naturbeobachtungen/archiv-2015/bergfinkenschlafplatz/).
Neben den Bucheckern werden auch andere, z.B. auf dem Boden von Ackern und Gärten vorgefundene Sämereien und Saaten vom Boden aufgenommen. Bergfinken lassen sich aber zudem an den für unsere
Wintervögel eingerichteten Futterstellen beobachten. Wie die Auswertungen der NABU-Wintervogelzählung ergaben, bot sich dafür im Januar 2025 eine vergleichsweise gute Gelegenheit: Sowohl in
Deutschland insgesamt als auch im Freistaat Thüringen stiegen die gemeldeten Beobachtungen um etwa 35 Prozent – wobei auf Thüringen mit 218 Sichtungen nur ein Bruchteil der 52.436 Meldungen aus
Deutschland entfiel.
Die Population des Bergfinken gilt mit einem Bestand von ca. 15 Millionen Brutpaaren - von denen etwa 1 Million als Mittel- und Langstreckenzieher in Deutschland überwintert – als nicht gefährdet
und stabil. Die noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Südpfalz berichtete „Böhämmerjagd“ mit Blasrohren und Tonkugeln wurde 1908 verboten: Die dichtgedrängt auf den Schlafbäumen sitzenden
Tiere waren eine besonders leichte Beute, da sie die durch Abschuss entstanden Lücken rasch wieder schlossen, um die Wärmeverluste so gering wie möglich zu halten. Dennoch ist auch dieser schöne
Wintergast bis heute durch menschliche Unvernunft bedroht – wie beispielhaft ein Bericht des Spiegels vom 04.01.2025 vermeldet. Demzufolge zufolge wurden in der bulgarischen Stadt Koprivshtitsa
nach der Silvesternacht tausende tote Bergfinken aufgefunden – als Ursache wird ein
Feuerwerk in Schlafplatznähe vermutet. Weiter wird ausgeführt (Zitat): „Unabhängig vom Status der Vögel ist es eine Tatsache, dass der massenhafte Einsatz von Pyrotechnik während der
Silvesterfeierlichkeiten Stress verursacht und das Leben von Tieren – sowohl von Haus- als auch von Wildtieren – und nicht zuletzt das der Menschen gefährdet.“ (Quelle:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tausend-tote-bergfinken-tierschuetzer-vermuten-feuerwerk-als-ursache-a-f0aaf291-4c91-4f97-9b17-826a680f3864).
Dabei gelten für sämtliche wildlebende heimische Vogelarten ungeachtet ihrer Bestandsgefährdung strenge gesetzlichen Schutzvorschriften (z.B. nach Thüringer und Bundes-Naturschutzgesetz sowie
nach Anhang 1 der Europäischen Vogelschutzrichtlinie 2009/147/EG). Verstöße gegen diese klaren Regelungen sind aber hierzulande ebenfalls keine Seltenheit - wie es leider auch die Mitarbeiter der
ausschließlich ehrenamtlich tätigen Wildvogelhilfe unseres NABU-Kreisverbandes Jena e.V. für ihr Einzugsgebiet fast täglich feststellen müssen.
Text: Kathlen Runge