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Vogel des Monats November 2024 - Stieglitz

Foto: © Oscar Klose
Foto: © Oscar Klose

Mit dem Stieglitz beginnen wir im Monat November die Vorstellung ausgewählter Mitglieder der artenreichen „Finken-Familie“ (Fringillidae)“.

Der knapp sperlingsgroße Stieglitz ist am schwarz-weiß-roten Kopfgefieder, der gelben Flügelbinde sowie der leuchtend roten Gesichtsmaske gut zu erkennen. Stieglitze sind Standvögel und lassen sich daher ganzjährig beobachten. Ihre Nahrung finden sie in Feld- und Waldrainen, auf Brachen oder Blühflächen. Besonders eindrucksvoll sind Stieglitzgruppen, die sich im Herbst bilden und sich oft auf samenreichen Hochstaudenbeständen, Blühbrachen oder auf verbliebenen Sonnenblumen niederlassen. Dabei ist auch ausdauerndes, „fröhliches Zwitschern“ oft gut zu hören. Unter den jetzt gesichteten Stieglitzen sind dann auch Wintergäste aus Nord- und Osteuropa.

Mit dem kegelförmige Finkenschnabel können Stieglitze Samen z.B. von Wildkräutern, körnertragenden Kulturpflanzen oder auch Bäumen aufnehmen. Nur gelegentlich, d.h. vor allem in der Brut- und Fortpflanzungszeit dienen auch kleine Insekten als Futterquelle für den erhöhten Nahrungsbedarf.

Eine bevorzugte Nahrung der Stieglitze sind die Samen von Disteln (lateinisch: Carduus), sodass sich der Zweitname „Distelfink“ sowie die wissenschaftliche Bezeichnung „Carduelis carduelis“ gut erklären lassen.

Stieglitze brüten ein bis zweimal im Jahr, von März bis etwa Ende Juli. In höheren Strauchgehölzen oder kleinen Bäumen wird vom Weibchen und für jede Brut extra ein weich gepolstertes Nest angelegt. Bei den Brutrevieren erweisen sich Stieglitze als recht soziale Wesen, sodass bisweilen in einem Gehölz mehrere Brutpaare ansässig werden

Schätzungen gehen zwar immer noch von 300.000 bis 500.000 Stieglitz-Brutpaaren in ganz Deutschland bzw. von ca. 50.000 in Thüringen aus, dies bedeutet aber eine Bestandshalbierung innerhalb der vergangenen 25 Jahren um fast 50 %. Diese Tendenz korrespondiert mit den Veränderungen in der offenen, agrarisch geprägten Landschaft, einem wesentlichen Lebensraum des Kulturfolgers Stieglitz. Weniger Raum für Brachen, Ackerrandstreifen und Wildkräuter in der Landwirtschaft reduziert das Nahrungsangebot. Kompensationsmöglichkeiten bieten Blühstreifen oder bewusst stehengelassene samentragende Pflanzen. Auch „wilde Ecken“ an Wegrändern, längere Mahd-Abstände auf öffentlichem Grün und im Privatgelände sowie bewusster Anbau von mehrjährigen Blühmischungen können hier ebenfalls dem Bestandsrückgang dieses schönen und geselligen Singvogel entgegenwirken. Und wer z.B. in seinem Garten einen Futterplatz für unsere heimischen Singvögel sowie für die „Wintergäste“ angelegt hat, wird zudem mit einem schönen Naturerlebnis belohnt – nicht nur zur alljährlichen „NABU-Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12.01.2025.

Text: Kathlen Runge / Holger Kirschner

Bild:  Oscar Klose