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Vogel des Monats Juli 2025 - Alpenbraunelle

Foto: Dr. Christoph Moning
Foto: Dr. Christoph Moning



In der wissenschaftlichen Literatur wird die Alpenbraunelle mit zwei Namen betittelt: Laiscopus collaris (Wember, 20174, S.160)  und Prunella collaris (Südbeck et. al., 2025, S. 602). M.E. besser passt Laiscopus – (griech.) „Steinwächter“. Dass „Prunella“ auf verunglückte Latinisierungsversuche in der deutschen Sprache im 18./19. Jahrhundert schließen lassen kann, wurde bereits zur Heckenbraunelle genannt. Collaris (lat.) bezieht sich auf die Musterung am Hals, Collare (lat.) – das Halsband.

In Deutschland ist sie außer in den Alpen auf dem Großen Feldberg, nordwestlich von Frankfurt/M. regelmäßig zu beobachten. Auch auf dem Brocken wurde sie schon gesichtet. Falls die Sommerreise Richtung Süden geht, kann sie z.B. in der Karwendel Grube – von Mittenwald/GAP aus mit der Seilbahn leicht erreichbar – gut beobachtet werden.

Die Alpenbraunelle bewohnt vor allem felsige Lebensräume oberhalb der Baumgrenze, typischerweise in Höhenlagen ab 1500 m. Aber Vorsicht: in den Höhenregionen bis ca. 2000 m ist auch die Heckenbraunelle, vor allem im Latschenkieferbereich oft anzutreffen, was zu Verwechslungen führen kann.

Es gibt keinen Geschlechtsdimorphismus, Männchen und Weibchen sehen also gleich aus. Die Alpenbraunelle ist gesellig und lebt während der Brutzeit oft in Gruppen von fünf bis neun Individuen. Ähnlich der Heckenbraunelle ist ihr Fortpflanzungssystem sehr variabel: Von Ein-Ehe bis zu Mehr-Ehen und Bruthelfern kommen verschiedene Sozialformen vor. Beide Geschlechter beteiligen sich an Brut und Fütterung der Jungen. Die Brut erfolgt meist in Felsspalten, unter Steinen oder in Grasbulten. Sie legt 3–5  Eier, die Jungen schlüpfen nach 13–14 Tagen; nach weiteren 16 Tagen verlassen die Jungen das Nest,  der eher seltene Gesang der Alpenbraunelle ist etwas weicher, flötender als jener der Heckenbraunelle. Auch verläuft die Strophe nicht so gleichförmig. Die Rufe hingegen sind charakteristisch und zur Unterscheidung von der Heckenbraunelle gut geeignet. 

Der Bestand der Alpenbraunelle wird als stabil eingeschätzt, zumal sich ihr Verbreitungsgebiet weit nach Asien erstreckt. Offensichtlich kommt sie auch mit Berg-Tourismus zurecht, wie z.B. die konstanten Bestände in der sehr hochfrequentiert begangenen Karvendelgrube und auch andernorts zeigen. In den Begehungen innerhalb des Monitorings alpiner Vogelarten im Estergebirge/GAP - seit 2019, jeweils in den Monaten Mai/Juni/Juli - ist sie stets präsent. 

Quellen:
Wember, Viktor, Die Namen der Vögel Europas, Wiebelsheim 2017, 4. Aufl.
Südbeck, P. u.a. (Hg.), Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands, Münster 2025

Text/Foto Thumbnail: HKi