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Vogel des Monats Juni 2025 - Heckenbraunelle

Foto: Dorothea Bellmer
Foto: Dorothea Bellmer

Zum Namen: Die wissenschaftliche Bezeichnung, prunella modularis, kann auf verunglückte Latinisierungsversuche in der deutschen Sprache im 18./19. Jahrhundert schließen lassen. Prunella steht in der Botanik für eine Pflanzengattung, die Prunella-Arten. Mit „Prunus“ wird der (Obst-)Baum Pflaume bezeichnet, Prunus avium - Vogelkirsche. Aber weder Obstbäume noch Krautschichten der Prunella-Arten gehören zu den bevorzugten Lebensräumen der Heckenbraunelle, was diesen Zusammenhang ausschließt. Der französische Ornithologe Louis-Pierre Veillot (1748-1831) hatte den wissenschaftlichen Namen 1816 in seinem Werk Nouveau Dictionaire d’histoire Naturelle benutzt und ging dabei offensichtlich zurück auf eine Bezeichnung von Carl von Linné (1707-1778), der den Namen 1735 in seiner Systema Naturae erstmalig setzte. modularis von lat. modulari  bezieht sich auf den taktmäßigen Gesang, modus = Maß, Zeitmaß, Takt.

 

Bestand/Zug: Die Bestandszahlen werden für die gesamte Westpaläarktis (= in etwa: Europa westlich des Urals, Vorderasien, Nordafrika) als stabil angesehen. In Deutschland ist die Heckenbraunelle von den Küsten bis in die Höhenlagen der Alpen anzutreffen. Auch in/um Jena gehört die Heckenbraunelle zu den konstant vertretenen Singvögeln, wie die Ergebnisse des Monitorings häufiger Brutvogelarten (MhB) dokumentieren, das von einigen Fachgruppenmitgliedern mit betreut wird. Auf der EU Richtlinie 2009/147/EG ist die Heckenbraunelle nicht mit einem besonderen Schutzstatus eingetragen. Als Teilzieher fliegen sie im Winter mitunter in mediterrane Regionen. Nicht selten sind einige Individuen auch in den kalten Monaten bei uns anzutreffen.

 

Lebensraum/Nahrung: Der deutsche Name beschreibt gut die bevorzugten Lebensraumstrukturen, wobei Brombeerhecken, kahles Gestrüpp oder auch Latschenkiefern (alpiner Bereich) besonders hoch im Kurs stehen. Das sehr umfangreiche Nahrungsspektrum reicht von Insekten über Beeren bis hin zu Sämereien, Körnern – dies mag wohl ein großer Vorteil dieser Art für die Population sein.

 

Brutbiologie: Heckenbraunellen leben in Beziehungen, die an einen solidarischen Kommunen-Charakter erinnern können. Die Reviere werden sowohl von Männchen als auch von Weibchen besetzt, wobei es zu Überlappungen in beide Richtungen kommt. So kann ein Weibchen mit mehreren Männchen als „Partner“ zusammen sein, ein Männchen wiederum mit mehreren Weibchen. Bei der Brutpflege wird sich über die Reviergrenzen hinaus gegenseitig unterstützt. Bemerkenswert sind Kopulationspotential und -dauer der Männchen: mehr als 100 Mal am Tag wird nur eine Zehntelsekunde für die Kopulation benötigt. Das Nest wird in geringer Höhe (<2 m), gut versteckt und ausgepolstert gebaut. Die zwei Jahresbruten bebrütet das Weibchen, die Jungenaufzucht wird im Team gelöst. Möglicherweise sind diese genannten Aspekte ein weiterer Vorteil für die Stabilität der Population?

 

Gesang: Der Klang erinnert etwas an den des Zaunkönigs, wobei das zaunkönig-typische Schlagen innerhalb der Strophe jedoch fehlt. In der Tonhöhe liegt der Gesang etwas oberhalb dem der Mönchsgrasmücke. Es gibt keinerlei Flöt-Töne wie bei der Mönchsgrasmücke oder dem Rotkehlchen. Die gesungenen Töne sind schnell, jedoch nicht so hektisch wie bei einer Dorngrasmücke. Die Strophe dauert ca. 3 sek., dann Pause, ebenfalls ca. 3 sek., dann wieder Gesang – einfach mal mitzählen. Die Strophen des Zaunkönigs sind meist länger und haben das Schlagen in der Mitte der Strophe.  

 

Text / Vorschaubild: HKi

 

Quellen: Wember, V., Die Namen der Vögel Europas; Südbeck et.al (Hg.) Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands; Wikipedia.de