Nein, ich vermeide jetzt den um diese Zeit naheliegenden Reim mit dem Osterhas‘, denn mit meinen Freunden war ich auf der Suche nach blühenden Orchideen, diesmal im Norden von Jena. Auf dem Heiligenberg gibt es ein zahlenmäßig recht großes Vorkommen der Spinnenragwurz (Ophrys sphegodes). In guten Jahren wurden dort schon über 1.000 Pflanzen gezählt. So viele haben wir bei dem kurzen Besuch natürlich nicht gefunden, aber es blühten schon eine ganze Reihe, wie das auch an anderen Orten bereits sein fast drei Wochen der Fall ist. Die große Frage war, ob wir an anderer Stelle, nämlich im Rautal, vielleicht schon blühendes Blasses Knabenkraut (Orchis pallens) finden würden. Und siehe da, tatsächlich standen direkt an einem der vielen Wege durch den Wald mit den Winterlingen, die aber längst verblüht sind, ein paar blühende Exemplare dieser hübschen Orchidee mit den blassgelben Blüten. An anderer Stelle waren deutlich mehr Exemplare zu finden, zum Teil noch in Knospe, zum Teil aber auch schon erblüht. Sie wachsen dort in der dichten Krautschicht unter dem lichten Baumbestand und „kämpfen“ sich tapfer hindurch ans Licht. Und dann sogar die Überraschung: Neben dem Blassen Knabenkraut hatten sich auch die ersten Blüten bei einigen Pflanzen des Stattlichen Knabenkrauts (Orchis mascula) geöffnet. Mein Freund Horst Blume hat angemerkt, dass seiner Meinung nach im Rautal diese Orchideen früher zu blühen beginnen, als an anderen Stellen um Jena. Er könnte damit recht haben, denn die anderen Standorte auf dem Jenaer Forst und im Gleistal sind deutlich ausgetrockneter als unter dem Kräuticht im Rautal. Im Standort bei Schulpforte herrschen vergleichbare Bedingungen, und auch dort blühen die Orchis pallens.
Mal sehen, was die nächsten Tage bringen, vielleicht regnet es ja auch mal etwas länger! Übrigens blühen inzwischen auch immer mehr Weinbergtulpen.
1„Untern Baum im grünen Gras“ von Emanuel Geibel (1815–1884)